Man kann lange über den heutigen Berufsnachwuchs schimpfen – aber es nützt nichts. Er ist nun einmal da, die jungen Menschen drängen auf den Arbeitsmarkt – und auch, wenn sie in Werten und Einstellungen so ganz anders scheinen, muss man sich darauf einfach einstellen. Denn die technische Entwicklung und die Digitalisierung verändern nicht nur die gesamte Arbeitswelt, sondern auch die potenziellen Nachwuchskräfte. (…)

Die Klagen über die junge Generation sind nicht neu, sondern wohl so alt wie die Menschheit, sagte Lennart Ulrich, Berater für Bildung und Fachkräfte bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Denn schon von Sokrates sind entsprechende Zitate über die Jugend mit ihren schlechten Manieren überliefert, machte er schmunzelnd deutlich. An der Kritik habe sich bis heute nichts geändert: Jede Generation kritisiert wohl die nächste. Doch wenn es um den Berufsnachwuchs gehe, sollten die Betriebe sich auf die Azubis einstellen statt sich auf die Kritik zu konzentrieren, riet Ulrich den Unternehmerinnen und Unternehmern.

Die Angehörigen der jetzigen Azubi-Generation, die sogenannte Generation Z, sind die ersten, die als sogenannte „Digital Natives“ komplett in einer digitalen Welt aufwachsen. Handy, Smartphone und Internet sind für sie Selbstverständlichkeiten, in den sozialen Netzwerken scheinen sie manchmal geradezu zu leben. Und sie haben ganz andere Einstellungen und Ansprüche an ihr Leben als ihre Eltern – auch in der Arbeitswelt.

Denn sie treibt nicht unbedingt die Vergütung an, wie Lennart Ulrich deutlich machte. Der Spaß am Beruf steht für sie bei der Wahl des Ausbildungsberufes ganz oben, und immer wichtiger wird für die Auszubildenden auch die Frage nach Sicherheit im Beruf. 37 Prozent nennen das als Grund für die Ausbildungswahl, 2018 waren es noch 26 Prozent. Auch bei der Entscheidung für ein Unternehmen kommt es für sie auf das Image des Betriebes und die Frage, ob das Unternehmen für eine gute Ausbildung bekannt ist, an. Eine hohe Vergütung landet dagegen im Ranking auf den hinteren Rängen, ist gerade einmal für 17 Prozent der Auszubildenden bei der Berufswahl wichtig. Ulrich betonte, dass Geld allerdings gleichzeitig für viele für Sicherheit steht und Grundvoraussetzung für Leistungsmotivation ist.

Wenn die Schule endet, haben die Jugendlichen die Qual der Wahl. Immerhin gibt es mehr als 300 Ausbildungsberufe und unzählige Studienmöglichkeiten. Viele junge Menschen wissen aber gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt oder welche Unternehmen im Landkreis Harburg noch einen Ausbildungsplatz zu besetzen haben – oder bestimmte Klischees lassen sie zögern. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer spüren den Wettbewerb um die „besten Köpfe“ nur zu gut. Im zweiten Vortrag stellte Nele Uhl, IHK-Expertin in Sachen Azubi-Marketing, das Projekt Ausbildungsbotschafter und weitere Angebote der IHK im Azubi-Marketing vor. Sie zeigt, wie man die jungen Menschen von heute erreicht und als Unternehmen für Ausbildung werben kann. Der Vorteil der Ausbildungsbotschafter, die die IHK in Kooperation mit der Handwerkskammer durchführt: Die Botschafter sind selbst Azubis und geben so authentische Einblicke in ihre Ausbildung und ihren Betrieb – und können auf Augenhöhe von ihrem persönlichen Weg in die Ausbildung berichten. „Mit Beispielen aus der beruflichen Praxis übersetzen sie, wo und wofür die schulischen Lerninhalte im Beruf wichtig sind.“

Damit die Jugendlichen erfahren, welche vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten sie im Landkreis Harburg haben oder welche Unternehmen einen Ausbildungsplatz anbieten, hat der Landkreis das Ausbildungsportal Matchpoint initiiert. Matchpoint führt Jugendliche und Unternehmen aus der Region einfach und unkompliziert im Internet zusammen. Auf www.matchpoint-ausbildungsportal.de präsentieren sich rund 180 Unternehmen aus dem Landkreis Harburg interessierten Ausbildungssuchenden – und weitere Unternehmen können sich kostenfrei beteiligen. Matchpoint liest zudem automatisch die Ausbildungsbörsen der IHK, der Handwerkskammer, der Bundesagentur für Arbeit und von AUBIplus aus und stellt die Anzeigen der Ausbildungsbetriebe aus dem Landkreis Harburg nach Berufen alphabetisch sortiert dar. Egal, ob die Jugendlichen nach einem konkreten Unternehmen oder einem bestimmten Beruf sucht – mit wenigen Klicks wird man auf Matchpoint fündig. Matchpoint leitet Ausbildungssuchende zu den passenden Berufen und Unternehmen weiter. (…)

Von Published On: 28. November 2023